6 Gründe, warum SK ins Innovationsmanagement gehört

von | Feb 9, 2021

Im September 2020 hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Grazer Kollegen Volker Visotschnig ein Facilitation-Trainings mit Innovationsmanagern aus dem Bereich EBS (Electronic Based Systems) zu gestalten. Anfangs waren unsere Teilnehmenden skeptisch, ob ein Verfahren, welches zur subjektiven Einschätzung eines Vorschlags einlädt (in Form von Widerstandspunkten), mit so knallharter Wissenschaft wie Trend- und Wirtschaftlichkeitsanalysen zusammenpasst. Aber schon am zweiten Tag hatten wir gemeinsam folgende Liste erarbeitet:

6 Gründe, warum SK ins Innovationsmanagement gehört:

  1. Stake-Holder ins Boot holen: Um Innovationen auf den Markt zu bringen, müssen viele Stake-Holder das Risiko mittragen. Mit geeigneten SK-basierten Prozessen können ihre Bedenken Gehör finden, konstruktiv genutzt und so die Bereitschaft aller, dieses Risiko mitzutragen, erhöht werden.
  2. Iterative Feedbackschleifen: Während der Entwicklungsphase kann die mehrmalige Bewertung verschiedener Vorschläge mit Widerstand zur kontinuierlichen Verbesserung dieser führen. Es werden sehr effizient Schmerzpunkte und Verbesserungspotentiale aufgezeigt.[1]
  3. Passivlösung als Threshold (Schwellenwert): Besonders ins Herz geschlossen hat unsere Gruppe von Innovationsmanager*innen die Passivlösung. Die Passivlösung ist das Fachwort für die Option, alles so zu lassen, wie es ist. Je nach Kontext könnte dies bedeuten „wir entwickeln nichts“/ „wir warten noch“/ „wir lassen das die Chefs entscheiden“… Qualitätsanspruch, Innovationsdruck und Risikoeinschätzung können in diesem leicht nachvollziehbaren Akzeptanz-Schwellenwert Ausdruck finden. Spricht: Die Passivlösung zeigt der Gruppe, ob und ab welchem Qualitätslevel es sich lohnt, in bestimmte Ideen zu investieren.
  4. Diversität im Team als Echokammer-Resilienz: „Eine Echokammer ist eine metaphorische Beschreibung einer Situation, in der Überzeugungen durch Kommunikation und Wiederholung innerhalb eines geschlossenen Systems vertieft oder gefestigt werden.[2] Besonders im Umgang mit sozialen Medien ist es wichtig, sich des Echokammer-Effekts bewusst zu sein. Ohne dieses Bewusstsein kommt man sonst zu der fälschlichen Annahme, dass die von uns wahrgenommene Realität die Realität von allen widerspiegelt. Im Zusammenhang mit innovativen Ideen ist eine Echokammer nachteilig, denn die Homogenität geschlossener Systeme führt weder zu innovativer Reibung, noch zur Entdeckung möglicher Schwachstellen. Hier wird die Relevanz von strukturell verankerter transdisziplinärer und -kultureller Diversität als DAS MITTEL gegen Echokammer-Effekte sichtbar. Wer sich divers aufstellen will, muss auch im Team lernen, mit Heterogenität konstruktiv umzugehen. Während beispielsweise der Mehrheitsentscheid Vielfalt außerordentlich schlecht abbilden kann, unterstützt/fördert das SK-Prinzip diese und begünstigt den Aufbau einer Echokammer-Resilienz.
  5. Vermeidung unnötigen Konkurrenzdrucks schafft Raum für innovative Ideen: Wenigen von uns ist bewusst, wie sehr unsere alltägliche Kommunikationskultur in Besprechungen von der unbewussten Annahme geprägt ist, sich gegen andere durchsetzen zu müssen, um zu gewinnen. Zu Beginn eines kreativen Prozesses wird oft ein unnötiger und behindernder Konkurrenzdruck aufgebaut. SK – sinnvoll  eingesetzt – kann diese Dynamik durchkreuzen.
  6. Reaktionsschnelle verschafft Marktvorteile (First-to-Market-Strategie): Als erste mit Innovationen auf den Markt zu kommen, bedeutet einen Wettbewerbsvorteil. Innovationen sind aber nicht immer nur der von langer Hand geplante große Wurf. Pioniers-Vorteil entsteht auch, wenn es gelingt, blitzschnell auf neue und sich ständig wandelnde Gegebenheiten zu reagieren. Derartige Agilität braucht neben flachen Hierarchien, schlanke und schnelle Entscheidungsprozesse. Das Festschreiben von Entscheidungskompetenz widerspricht dem flexiblen Gedanken. Gruppen, in denen SK als Default-Einstellung für selbstgesteuerte Entscheidungen etabliert ist, bleiben hingegen agil.

Das Training mit den Innovationsmanager*innen wird dieses Jahr mit einem weiteren Modul fortgeführt und dort können wir sicherlich unsere gemeinsamen Erkenntnisse vertiefen. Ein jetziges Fazit der Teilnehmenden: 1. Es lohnt sich, ein gesteigertes Bewusstsein für Entscheidungsprozesse und deren inhärente Dynamiken zu haben. Fazit 2. Das SK-Prinzip kann sehr hilfreich sein im täglichen Ringen um gute Innovationen. Viel Erfolg!

[1] Wie das zum Beispiel in einem Design-Thinking-Prozess aussieht, wird in einem früheren Blogbeitrag von Simeon Wittenberg erläutert.

[2] .“ (Quelle: https://psylex.de/psychologie-lexikon/1/echokammer.html).

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SK ist für mich der Grund, warum von einer gerechteren Welt träumen wieder Freude macht.